Aus der Zeit gefallen ...

Eigentlich nur zwei Übernachtungen für ein Seminar, inhouse beim Kunden in der Wetterau. Und dann ....

 

Aus der Zeit gefallen.

 

Es ist wie nach Hause kommen. Der Mönchhof. Auch schon beim ersten Besuch.

 

 

400 Jahre altes Fachwerk, eingewachsen und umarmt von echtem Wein, Kletterhortensien und prächtigen weißen und glutroten Rosen. Ein Ort der Stille und zugleich voller alter und neuer Geschichten. Wie nach Hause kommen. Kein Hotel, eher Heimat für eine Weile. Zwei Besitzer, die echte Gastgeber sind, sie die Wärme und das Lächeln im Hintergrund, er das Original voller Geschichten, Künstler, Lebenskünstler. Er war mir schnell nah, nach 10 Minuten waren wir beim Detlev und Bettina, 20 Minuten später hatte ich mein erstes Glas Wein in der Hand.

 

 

Sofort wurde ich eingeladen in die alten Geschichten. Wie in liebevoller Feinarbeit der alte Hof neben einem Fulltime-Job renoviert wurde von ihm, seiner Frau und Freunden, umgebaut zum Hotel Garni, 13 Jahre lang, abends und am Wochenende.

 

Geschichten über seine Arbeit als Dekorateur bei Wormland, das schwierige Ende davon mit Mobbing und Gerichtsverfahren, wie er Frieden schloss damit und seine Wut, seine Trauer und seinen Ärger darüber in kunstvolle tönerne und bronzene Fratzen einfließen ließ. Uralte Schutzfiguren gegen die böse Energie.

 

Es gelingt. Hier weht ein anderer Wind, lebendig, warm und erfrischend zugleich, voller Fantasie, Geschichten und Liebe. Die bösen Geister dürfen draußen bleiben. Das merkte auch ein Gast, esoterischer Natur, der stets sein Spray gegen schlechte Energien mit auf Reisen nahm. Und der das Spray hier, im Mönchhof, in der Tasche ließ. Hier gibt es dafür nichts zu tun. Hier ist alles gut und rein.

 

 

Die Frühstückssemmeln nicht etwas Marke Aufback – oh nein. Detlev fragt ab, welche Semmeln ich gern hätte – jeden Morgen holt er sie vom Bäcker um die Ecke. Liebevoll serviertes Frühstück, Omageschirr, frisch gebrühter Kaffee, Eier von den eigenen Hühnern (der Hahn musste leider gehen, er war den Gästen, die nicht hier her passen, zu laut.)

 

 

Aus der Zeit gefallen. Holpriges Kopfsteinpflaster mit Moos und Gras. Auf dem das eine Auto des Besitzers fast fehl am Platze anmutet. Eher erwarte ich jede Minute hier Hufgeklapper, einen stattlichen Reiter aus den letzten Jahrhunderten – direkt aus Effie Briest entstiegen. Fontane Land.

 

 

Der Gewölbekeller mit der Speisekammer voller selbstgemachter Marmeladen und Wein. Dessen alte Tür sich knarzend öffnet, du stutzt, lauscht – und hörst Gregorianische Gesänge. Gregorianische Mönche, die im Gewölbe vom Mönchhof mit ihren Stimmen verzaubern?? Der Erfindungsgeist und die Bastelkunst des Hausherren, der Türöffner des Kellers ist verbunden mit der CD, die sofort zu spielen beginnt.

 

 

1001 Kostbarkeiten, Trödelei, Skurrilitäten vom Sperrmüll, Engel, Putten, Heilige, Grabsteine. An Hauswänden, in Ecken, auf den Dächern und zwischen Rosen und Wein.  Daneben der wackelige Holztisch mit der alten Blümchenkaffeekanne von Oma, gefüllt mit frischen Feldblumen. Die alte Weinflasche als Kerzenständer mit den Wachsresten vergangener Abende. Jeder kleinste Fleck, nochmal und neu betrachtet, offenbart immer neue kleine Wunder, Humoriges, Heiliges.

 

 

Soviel Liebe, Herzblut, Erfindergeist, Kunstseele, Wärme, Heiliges, Profanes, Schönes – wohin das Auge reicht.

 

 

Ein Ort zum Ausatmen. Luftholen. Leer werden im Kopf, weit werden im Herzen. Stille. Absolute Stille. Endlich wieder mal bei weit geöffneten Fenstern schlafen, ohne Lärm und Dreck der Stadt. Stille. Frühmorgens, noch im Halbschlaf, fast erschrecken, weil im Baum vor dem Fenster die Amsel zu singen beginnt und mir dann mit langem Lied den Morgen versüßt. 

 

 

Ein Ort, an dem meine Seele nach so langer Zeit endlich mal wieder Frieden findet, zur Ruhe kommt für den Augenblick. Ich bin so dankbar. Und schreibe wieder. Nach so langer Zeit.

 

 Tränen. Ausatmen. Stille. Lächeln. Liebe. Danke!

 

                                           ❤️💫❤️💫❤️💫❤️💫❤️💫❤️💫

 

P.S. Danke, von HERZEN, an Gabriele und Detlev Hermann für dies Geschenk. So oft werde ich von Kunden in typischen Kettenhotels untergebracht - wo eines wie das andere ist. Also auch großen Dank an die Personalchefin der Firma Seegers Haustechnik für den Mönchhof  als Domizil. 💕